Die Erinnerung prägt die Persönlichkeit eines Menschen. Sie ist Teil der persönlichen Identität. Durch Erinnerungen ist sich der Mensch seiner selbst bewusst. Erinnerungen zeichnen den eigenen Charakter und die Zeit, die wir mit unseren Mitmenschen verbringen.
Das Schöne, aber bisweilen Heimtückische ist, dass Erinnerungen subjektiv sind. Sie prägen nicht nur unser Bild von uns und der Welt. Sie werden auch von uns in unsere persönliche Wirklichkeit eingepasst wie kleine Puzzleteile. Erinnerungen sind folglich keineswegs objektiv und unveränderbar, sondern immer im Fluss - auf der Suche, wie sie bestmöglich ein großes zusammenhängendes Bild ergeben, ohne dabei aus dem Rahmen zu fallen. Unerfreuliche, beschwerliche Erinnerungen verlieren an Kraft. Das macht das Leben leichter. Mitunter tut es deshalb gut, seine Erinnerungen untereinander auszutauschen.
Doch eine verlorene Erinnerung kann auch einen großen Verlust bedeuten. Denn erinnern und erinnert werden bedeutet für viele Menschen zu leben. Für Familie und Freunde ist das Lebendighalten von Erinnerungen ein wichtiger Teil der Pflege.
Was für die Identität jedes Menschen gilt, gilt auch für die ganze Gesellschaft. Es ist wichtig, Erinnerungen lebendig zu halten. Auch wenn es Kraft kostet. Das Erinnern ist Teil unserer gesellschaftlichen Identität. Doch Diskriminierung und Krieg beispielsweise werden häufig verdrängt. Meist von Tätern, im Selbstschutz manchmal auch von Opfern. In Deutschland prägen diese Erinnerungen und verdrängte Erinnerungen die Persönlichkeiten ganzer Generationen.
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