Portrait Hilde Mattheis

Erinnerungen haben einen sehr hohen Stellenwert im Leben eines Menschen, sie prägen. Man kann sie die geistigen Souvenirs nennen, die uns das Leben in verschiedenen Situationen und Momenten mitgibt. In positiven, aber auch in negativen Momenten können diese eine Stütze für unseren Geist sein, denn sie erinnern uns an unsere Errungenschaften und Situationen, die wir durchlebt haben. Auf diese Weise können uns eine Mahnung oder auch Bekräftigung in dem sein, was wir tun oder wie wir denken. 

 

Erinnerungen machen aber vor allem einen Teil des Daseins eines Menschen aus, denn es sind nicht nur die Eltern,  die uns genetisch prägen, unser Charakter und unsere Identität werden im Laufe des Lebens durch unsere Erfahrungen geformt. Erinnerungen sind im Zweifel alles, was ein Mensch besitzt, denn hat man nichts, so hat  man die Erinnerungen, die man im Laufe des Lebens gesammelt hat. Sie haben also einen enorm wichtigen Wert, der den des materialistischen Wohlstandes weitaus übersteigt. 

 

Nicht zuletzt sind Erinnerungen Wegweiser und Helfer im Alltag. Jeder Mensch macht seine individuellen und persönlichen Erfahrungen und speichert sie ab. Sei es die Erinnerung, wie bestimmte Tätigkeiten auszuführen sind, welches Essen uns überhaupt nicht schmeckt oder zum Schutz vor Gefahren und Schädigungen. Unsere Erinnerungen schützen uns somit auch vor schädigenden Einflüssen auf unsere Psyche. All dies ist nicht zuletzt der Schlüssel zu einem funktionierenden Alltag und einem erfüllten Leben. Ohne Erinnerungen ist ein normaler Alltag nicht zu bewerkstelligen.


Ferner spielt die Erinnerung eines jeden Menschen eine wichtige Schlüsselrolle für unsere Gesellschaft, denn durch Erinnerungskultur tragen wir Mahnungen in die Welt. Unsere Erinnerungen gelten an dieser Stelle vergangenen Taten, wie zum Beispiel Kriegen und der Tötung von Millionen Menschen, und fungieren als Warnung für die Entwicklungen in unserer Gesellschaft und Politik. Sie fungieren als eine Art natürlicher Schutzschild. Dies gilt auch den schwächer gestellten Leuten in unserer Gesellschaft, den Kindern und Alten, die durch unsere Erinnerung Schutz und Zuwendung erhalten.


Ein Verlust der Erinnerungen würde so also einen Verlust eines großen Teils des Lebens bedeuten, denn das geistige Tagebuch der Erfahrungen wäre nicht mehr vorhanden.  Sämtliche Prägungen, Erfahrungen, Warnungen und positive Reize gingen verloren, als wäre das Gedächtnis auf die Werkseinstellung zurückgesetzt. Neben den persönlichen Folgen, die man durch den Verlust der Erinnerung einzuklagen hätte, käme es zu einem massiven Einfluss auf die Gesellschaft. Die Erfahrung über den Umgang miteinander und mit den schwächsten Personen in unserer Gesellschaft ginge verloren, was verheerende Konsequenzen bedeuten würde. Ebenso könnte der Verlust unserer historischen Erinnerung dazu führen, dass unsere Gesellschaft sich nicht mehr dynamisch und fortschrittlich weiterentwickelt.


Ein Verlust der Erinnerung verändert also das komplette Leben von Grund auf.


Hilde Mattheis

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