Portrait Karl-Josef Laumann

Ein Stück weit Normalität bewahren

 

Für jeden Menschen ist es ein schwerer Schicksalsschlag, wenn bei ihm eine der Formen von Demenz diagnostiziert wird. Bis zu 1,6 Millionen Menschen sind heute in Deutschland bereits daran erkrankt. Tendenz: weiter steigend. Alleine das zeigt, dass das Thema Demenz etwas ist, was unsere gesamte Gesellschaft angeht. Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet der Begriff „Demenz“ in etwa „weg vom Verstand“. In Wahrheit aber beinhaltet eine Demenzerkrankung noch viel mehr. Sie ist weitaus mehr als eine „einfache“ Gedächtnisstörung. Sie erschüttert das ganze Sein des Menschen: seine Wahrnehmung, sein Verhalten, sein Erleben.

Wer seine Erinnerung an Altbekanntes und Erlerntes verliert, verliert damit auch immer ein Stück sich selbst. Das ist sowohl für den Erkrankten selbst als auch für sein Umfeld, insbesondere für Verwandte und Bekannte, eine große Belastung. Der Mensch bleibt als Mensch derselbe. Aber seine Kommunikation und sein Verhalten gegenüber der Außenwelt verändern sich meist grundlegend.

Umso wichtiger ist es, trotz allem ein Stück weit Normalität zu bewahren oder sogar neu zu schaffen. Oftmals sind es gerade lange zurückliegende Erlebnisse und Ereignisse, an die sich Demenzkranke nach wie vor erinnern. Die Erinnerung daran durch bestimmte Reize – etwa durch Reisen an bestimmte Orte oder durch das Blättern in alten Fotoalben – wieder hervor-zurufen, kann ein gutes, wohlvertrautes Gefühl schaffen. Gleiches gilt für Tätigkeiten und Hobbys, die Demenzkranke schon immer gemocht haben. Warum soll man als Demenzkranker nicht auch weiterhin tanzen oder ins Kino gehen? Warum soll man nicht auch weiterhin an Volksfesten und Geburtstagsfeiern teilnehmen? Wir alle müssen dafür sorgen, dass Demenzkranke noch mehr als bisher in den gesellschaftlichen Alltag eingebunden sind.


Karl-Josef Laumann

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