„Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang“, heißt es im 5. Mose 4,9. Die Erinnerung an das, worauf man einmal stolz war, was man geschafft hat, was einem wichtig war, stärkt das Gefühl für die eigene Identität. Gerade im Alter kann die Erinnerung Gefühle und Erfahrungen aus der Vergangenheit wiederbeleben und Orientierungshilfe im Hier und Jetzt bieten.
Das Schöne und Wertvolle wollen wir in der Erinnerung festhalten, die Misserfolge und Fehler würden wir gerne so schnell wie möglich vergessen. Sich erinnern zu können, empfinde ich als ein Geschenk. Allerdings ist vergessen zu können ein ebenso wichtiges Gut. Unsere Welt funktioniert in diesem Spannungsfeld. Wir können es nicht verlassen. Egal, wo wir hingehen, wir nehmen uns und unsere Erinnerungen mit. So alltäglich oder überlebensnotwendig einerseits das Vergessen sein kann, so wertvoll und wichtig sind andererseits Erinnerung und Vergegenwärtigung für unser Leben. Für mich bieten sie oft Lebenshilfe, die neuen Mut schöpfen lässt.
Paulus vergleicht das Leben mit einem Weg, unserem Lebensweg, den es zurückzulegen gilt. Natürlich gehen wir auf diesem Weg nach vorn, um an das Ziel zu gelangen. Je länger wir gehen, liegt eben auch eine zunehmende Wegstrecke hinter uns. Jeder hat eine Vorgeschichte, durch die er wurde, was er ist. Durch unsere Erfahrungen birgt die Vergangenheit viele nützliche Lehren für die heutige Generation. Auch meine Vergangenheit kann Beispiel geben. Ich lebe mit dem Blick nach vorn und ich möchte wesentliche Erfahrungen bewusst erleben, sie im Gedächtnis bewahren und mit meinen Kindern teilen: Es bedarf der Erinnerung, um für die Zukunft zu lernen.
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