Erinnerungen sind für mich ein Qualitätssiegel für das, was ich erlebt habe. Täglich rasen Begegnungen, Informationen, Erlebnisse durch den Kopf, suchen Halt und werden doch schnell vom Neuen verdrängt. Was aber bleibt hängen? An was erinnere ich mich, wenn die Gegenwart zur Vergangenheit wird? Da ich kein Tagebuch schreibe, sind meine Erinnerungen das, was bleibt, sozusagen als Geschichtsschreibung im Kopf. Meine, die meiner Frau und meiner Lebensbegleiter. Gut ist, wenn gemeinsam Erlebtes gleich erinnert wird; spannend wird es, wenn das gleiche Erlebnis zu unterschiedlichen Erinnerungen führt. Da merkt man, dass Erinnerungen eben doch sehr persönlich geprägt sind, manchmal auch täuschen können, sodass man sich seine eigene Geschichte sich vielleicht passend schreibt.
Erinnerungen sind eine immer größer werdende Summe meines Lebens – eine Summe aus schönen Erinnerungen, die dankenswerterweise überwiegen, und solchen, die ich eigentlich aus dem Erinnerungsspeicher löschen würde, die aber dennoch dort verhaftet sind. Ich stelle fest, dass die Qualität, also ob ich mich an etwas erinnere, entweder davon abhängt, wie intensiv ich etwas erlebt habe, oder ob die Erinnerung Bedeutung für die Zukunft hat, also auch aktuelle Entscheidungen mitprägt. Die Einladung, für dieses Buch einen Text zu schreiben, macht mir bewusst, wie wertvoll Erinnerungen sind und wie leicht sie verblassen können, gerade wenn der Speicherplatz im Kopf krank wird. Über Demenz nachzudenken. heißt auch, über seine Erinnerungen nachzudenken. Für mich heißt das auch, sich zu überlegen, ob ein Tagebuch zu schreiben eine Möglichkeit ist, meine Erinnerungen weiterzugeben – selbst wenn sie bei mir verblassen sollten. |