Die allerersten Erinnerungen aus meiner Kindheit beruhen wohl eher auf Fotos aus den Alben meiner Eltern: Ich bei der Taufe, im Sandkasten oder auf dem Bobby-Car. Erst ab dem dritten Lebensjahr etwa wird das Erinnern zuverlässiger. Ab dann bleibt uns in Erinnerung, was emotional berührt. Gedächtnisforscher nennen dies Ankerpunkte. Gedächtnisweltmeister machen sich dies zunutze und merken sich Namen oder Geburtsdaten in Bildern oder Bildergeschichten.
Uns allen sind viele Bilder in Erinnerung. Ich kann mich beispielsweise noch sehr genau daran erinnern, wie ich am Tag des Mauerfalls vor dem Fernseher saß. Auch die Geschichten, die meine Großväter vom Krieg erzählt haben, sind mir selbst nach vielen Jahren noch stark präsent. Der politische Alltag hat viel mit Erinnerungen und Erinnern zu tun. Große gesellschaftliche Ereignisse bleiben in starken Bildern in Erinnerung, wie eine Fußballweltmeisterschaft, eine royale Hochzeit oder politische Ereignisse, wie der Händedruck Helmut Kohls mit François Mitterrand.
Bilder helfen aber auch, politische Zusammenhänge deutlich zu machen, wie beispielsweise bei den großen Gipfeln unserer Regierungschefs. An Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern erinnere ich mich am besten, wenn mir diese einen Sachverhalt bildlich dargestellt haben – genauso helfen solche Erinnerungen aus dem Alltag, diese bei der politischen Entscheidungsfindung an gegebener Stelle einzubringen.
Gedächtnisforscher sagen aber auch, dass Erinnerungen dadurch, wie wir etwas erleben und wie wir uns an diese Erlebnisse erinnern, manipulierbar sind. Ein trauriger Mensch wird also eher an die schlechten Dinge denken, ein positiver an die guten. Familie und Freunde helfen einem, sich an Situationen zu erinnern – so wie meine Mutter sich sicherlich bestens an meinen ersten Tag im Sandkasten erinnert und ich zumindest, dass es ein glückliches Kindheitserlebnis gewesen sein muss. |