Portrait Wolfgang Kubicki

Es gibt Erinnerungen – die starken, die langlebigen Schlüsselerinnerungen. Solche, die vor dem inneren Auge noch so lebendig sind, als wären sie soeben geschehen. Diese bewahren wir wie kleine Kostbarkeiten, die unser Leben einfach reicher und erfüllter machen. 


Wenngleich Erinnerungen stets mit Gedanken und Gefühlen an Vergangenes verbunden sind, sind sie doch für die Gegenwart nicht selten lehrreich und sehr unterhaltsam. Verschiedene Anekdoten, Geschichten, kurzum Erinnerungen kreisen mitunter jahrzehntelang durch Gesprächsrunden mit Freunden oder Familie. Erinnerungen sind nicht starr, sondern flexibel. Nuancen oder Facetten innerhalb der Erinnerungen dehnen und verändern sich über die Zeit. Zahlreiche Erinnerungen bleiben so lebendig - sie sind ein beständiger und lebendiger Teil von uns selbst.


Wenn sich nun aber das Sich-Erinnern-Können verändert, verändert sich damit auch der Mensch. Ein Teil unserer Persönlichkeit, die auch durch Erinnerungen und Erfahrungen geprägt ist, geht verloren, je schwächer die Erinnerungen werden. Es sind schwere Momente, die mit diesem Prozess einhergehen, wenn Menschen sich nicht mehr an Augenblicke oder Personen ihres Lebens erinnern können. Erst verblassen die Erinnerungen, dann der Mensch. Umso kostbarer ist die Zeit, die wir mit Erinnerungen verbringen dürfen – umso kostbarer ist der Mensch mit Erinnerungen. Umso wichtiger ist die Zeit, die wir mit bleibenden Erinnerungen füllen können.


Wolfgang Kubicki

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